Der Grundstein der Christuskirche zeigt das Jahr 1909.
Grundstein der Christuskirche

Die evangelische Kirchengemeinde Gerthe

Die Entstehungsgeschichte der evangelischen Kirchengemeinde Gerthe mit ihrer Christuskirche

Christuskirche

"Die evangelische Kirchengemeinde wurde 1906 als Tochtergemeinde von Harpen und Castrop gegründet. Von der Zeche Lothringen erhielt sie auf Initiative des technischen Direktors Otto Gehres, dem einzigen Ehrenbürger von Gerthe, Starthilfe für den Bau der Christuskirche durch Stiftung des Grundstückes. Die Baupläne stammten von Regierungsbaurat Siebold aus Bielefeld und dem Architekten Hegemann. Fertiggestellt 1910, ist sie mit ihrem 44 Meter hohen Turm ein Kleinod des Jugendstils. Fassaden und Innenraum weisen reiche Ornamentik auf, welche die klare Gliederung des Kirchenraums unterstützt. Chorempore, Kassettendecke, Fenster, Beleuchtungskörper, Pfeiler, Taufbecken, Predigtstuhl, Altar und Wandfresko bilden ein harmonisches Ensemble, in das sich die aus Carraramarmor gefertigte Skulptur "Flamme des heiligen Geistes" von Dr. Heinrich Schroeteler sinnvoll einfügt.” (Fundstelle:  https://www.bochum.de/blaue-linie25)

Die Christuskirche, die beim Pfingstangriff 1943 wie etliche Gebäude in Bochum beschädigt wurde, steht als Sakramentalbau reinen Jugendstils seit 1974 unter Denkmalschutz. In den Jahren 2004 bis 2010 (dem Jahr ihres 100. Jubiläums) wurde sie unter dem Motto “Fenster öffnen in die Vergangenheit” aufwändig restauriert. (Details siehe hier)

Die angrenzenden Gebäude, das Pfarrhaus im Norden sowie das Gemeindehaus Bethanien, das den gleichnamigen Kindergarten beherbergt, im Westen waren ursprünglich im Besitz der Zeche Lothringen. Sie gelangten durch Stiftungen an die Kirchengemeinde Gerthe. 

Eine Entscheidung mit Blick auf die Zukunft der Gemeinde

Gemeindehaus Bethanien

Im Jahr 2016 traf die Gemeinde schweren Herzens den Entschluss, das Gemeindehaus Bethanien abzureißen. Neben verschiedenen Gemeindegruppen hatte es über Jahrzehnte den gleichnamigen Kindergarten beherbergt. Für den Kindergarten war es zu klein geworden (es gibt mittlerweile einen erheblichen Bedarf an Betreuungsplätzen im Bochumer Norden) und für die Gemeindearbeit zunehmend ungeeignet (die Gemeinderäume im 1. Obergeschoss waren für viele ältere Gemeindeglieder immer schwieriger zu erreichen). 

Die Verantwortungsträger der Gemeinde entschlossen sich, am Ort des ehemaligen Gemeindehauses Bethanien eine neue Kindertagesstätte Bethanien zu bauen, mit Platz für 100 Kinder und Räumen für eine zeitgemäße Pädagogik.

Für alle Gemeindegruppen, die ihre Räume im Gemeindehaus Bethanien verloren, konnten neue Räume in bestehenden Immobilien der Kirchengemeinde gefunden werden, sowohl im Teehaus (im Park Bethanien), als auch in der Christuskirche (im früher so genannten und genutzten Konfirmandenraum).

So bricht sich bei aller Trauer über den Verlust des Gemeindehauses zunehmend Freude Bahn, Freude auf ein neues Haus, auf neues Leben und Lernen in der Nachbarschaft der Christuskirche und in enger Verbundenheit mit der Kirchengemeinde.

Eine kurze Geschichte Gerthes

Gerthes Geschichte lässt sich weit in die Römerzeit zurückverfolgen. So war der heutige Castroper Hellweg ursprünglich eine alte römische Heerstraße. Er wird gekreuzt von der Hiltroper Landwehr, einer anderen ehemaligen Römerstraße. 

Auch die mittelalterliche Vergangenheit der Bauernschaft „Gerthrium“ ist historisch belegbar. So werden die Höfe Cöppen-Castrop, Schuth, Fleige, Schulte-Mausbeck und Oberhöffken (heute Gut Heckhuesen) bereits in den Heberegistern des Klosters Werden im 11. Jahrhundert benannt.

Die traditionell zum Kirchspiel Harpen gehörende kleine Landgemeinde Gerthe wuchs um die Wende zum 20. Jahrhundert durch den Zuzug von Bergleuten stark an, nachdem der Bergbau 1872 durch Abteufen des Schachtes I der Zeche Lothringen Einzug gehalten hatte.  Die Zeche Lothringen I/II bestand knapp 100 Jahre und wurde 1967 beim sog. „Zechensterben“ stillgelegt und in seiner Gebäudestruktur leider größtenteils abgerissen. Der Kohlebergbau hat Gerthe maßgeblich geprägt. Die Folgen seines vollständigen Rückgangs sind in Gerthe bis in die Gegenwart heftig zu spüren.

Das heutige Gemeindegebiet und die Größe der Kirchengemeinde

Der heutige Bochumer Stadtteil Gerthe liegt im Nordosten Bochums und grenzt an Herne, Castrop-Rauxel und Dortmund.

Kirchengrenzen sind aber nicht unbedingt identisch mit Landes- oder Stadtgrenzen. Und so reichen Teile der Kirchengemeinde Gerthe nach Herne und Dortmund. Während die Gemeindeglieder auf Herner Stadtgebiet (Holthauser Straße, Langelohstraße und Kray) sich unmittelbar nach Gerthe orientieren, fühlen sich die Dortmunder Gemeindeglieder (Bövinghauser Straße) eher der Kirchengemeinde Dortmund-Bövinghausen verbunden. Kasualhandlungen werden aber von Gerthe aus bedient.

Die evangelische Kirchengemeinde Gerthe hat aktuell (im Jahr 2017) etwa 3.000 Gemeindeglieder.

Der Stadtteil Gerthe

Am Rand Gerthes haben sich Grünflächen und Landwirtschaft gehalten. Nur im Süden von Gerthe ist der Grüngürtel durch den Gewerbepark Josef-Baumann-Straße und im Westen durch den direkten Übergang in den Stadtteil Hiltrop unterbrochen.

Gerthe besitzt ein historisches Amtshaus, zwei Grundschulen, ein Schulzentrum (Heinrich-von-Kleist-Schule Bochum und Anne Frank Realschule), 2 Förderschulen sowie das Kulturwerk Lothringen. Als große Vereine sind u. a. der TV Gerthe 1911 und der Bürgerschützenverein, der Bergmanns-Kameradschafts-Verein „Glückauf Gerthe 1891 e.V.“, die Spielvereinigung Gerthe, der TC Gerthe und die Sängervereinigung 1881 Gerthe e.V. zu nennen.

Das katholische St.-Maria-Hilf-Krankenhaus, kath. Klinikum, liegt an der Bezirksgrenze zu Hiltrop. Laut Statistikjahrbuch 2011 der Stadt Bochum besteht Gerthe aus einer Fläche von 608,9 ha, also etwa 6.1 km2.

Gerthe weist gegenüber ganz Bochum deutlich größere landwirtschaftliche Flächen und kleinere Betriebs- und Verkehrsflächen aus.

Das Zentrum von Gerthe besteht überwiegend aus Altbebauung mit Mehrfamilienhäusern, die oft noch aus den Bergbauzeiten stammen. Nach und nach wurden alte Gewerbe- und Freiflächen mit Einfamilienhaussiedlungen erschlossen und viele ehemalige Bergbauhäuser an Privatleute verkauft, von diesen renoviert und bewohnt. So besteht heute in Gerthe eine Mischbebauung aus Siedlungen und Miethäusern.

Der Bergbau, sein Ende und die Folgen für Gerthe

Christuskirche vor der Zeche Lothringen 1925

Wie das ganze Ruhrgebiet wurde Gerthe vom Bergbau geprägt. Der Bergbau zeigte im 19. Jahrhundert mit der Entstehung der Stahlindustrien eine rasante Entwicklung, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts anhielt. Nach dem zweiten Weltkrieg stieg das Interesse an der Kohleförderung noch einmal an. Ab den 70ger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Förderung in dieser Region zu teuer. Die Konkurrenz der billigen Importkohle führte dann zum massiven Rückgang des Bergbaus.

Mit dem Bergbau gingen auch viele andere Industriezweige verloren (Maschinenbau, Stahlbau), so dass der Arbeitsmarkt völlig umgekrempelt wurde.

Der Strukturwandel wurde zu spät erkannt. Die verbliebenen und neuen Arbeitsplätze waren anspruchsvoller und verlangten höhere Anforderungen an die Ausbildung der Mitarbeiter. Dadurch kam es zu einem festen Block von kaum vermittelbaren Langzeitarbeitslosen mit schlechter Schul- und Berufsausbildung. Hiervon und aus den daraus entstehenden sozialen Spannungsfeldern hat sich die Region bis heute nicht richtig erholt.

Das Kulturwerk ist neben seiner Eigenschaft als Kleinkunstbühne eine Art Start-Up-Agentur für Künstler und entstand in den restaurierten Gebäuden der Zeche Lothringen. 

Zum geschichtlichen Ablauf bleibt festzuhalten, "dass der Bochumer Kulturrat daselbst seit 1988, d. h. vor 30 Jahren, Räumlichkeiten vom derzeitigen Eigner, der Eschweiler Bergwerksvereinsgesellschaft, angemietet, eingerichtet und  bezogen hat, und zwar die ehemalige Markscheiderbude im 1. Stock des kleinen Verwaltungsgebäudes, wo sich heute das Zentrum für Tanz und Bewegung befindet. Seit 1993 bezog der Kulturrat das ehemalige Magazingebäude in den oberen beiden Etagen, seit 1995 ist der Verein Mieter des gesamten Gebäudes und betreibt unter dem Namen "Kultur-Magazin" ein Konzeptdach für eigenständig arbeitende Künstler und Kulturgruppen. Die angrenzenden Gebäude, die Denkmal geschützte Fördermaschinenhalle sowie die Energiezentrale, konnten unter starker Beteiligung des Bochumer Kulturrats mit Mitteln von NRW und EU saniert werden. Das Kulturwerk Lothringen bezog anno 2006 die neuen Räumlichkeiten und bietet seither Büro- und Arbeitsräume für Startup-Unternehmen. Betreiber ist die WirtschaftsEntwicklungsgesellschaft Ruhr Bochum." (Vielen Dank an Ilse Kivelitz, die uns diese ergänzenden Angaben per EMail hat zukommen lassen.)

Auf dem ehemaligen Zechengelände befindet sich des Weiteren ein Gewerbepark mit Lebensmittelläden, Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben. Ein weiterer Gewerbepark (Gewerkenstr., Dieselstr.) schließt sich im Osten an die Wohnbebauung an.

Die vielen Gewerbegebiete sind aber nur schwer zu vermarkten, da die Vielzahl der Kommunen auf engstem Raum zu einer harten Konkurrenzsituation führt. So ist es fast unmöglich, Betriebe mit hohem Arbeitsplatzangebot anzusiedeln. Meist handelt es sich um Klein- und Mittelbetriebe. Ausnahmen bilden die SIGMA COATINGS FARBEN- UND LACKWERKE GMBH und die REMONDIS GmbH & Co. KG.

Der Auftrag der evangelischen Kirchengemeinde Gerthe

Luftbild mit Christuskirche

Die zunehmende Säkularisierung in dieser Region des Ruhrgebietes bestärkt uns in dem Bemühen, verstärkt den Menschen die gute Nachricht, die frohe Botschaft, das Evangelium zeitgemäß zu bezeugen.

Der zentrale Ort, die Christuskirche Gerthe – mitten im Dorf – ist Anspruch und Aufgabe und Chance zugleich. Das Projekt der offenen Kirche seit 2010 erlaubt in hohem Maße eine Verstärkung der Öffnung der Kirche in die Welt.

Die zahlreichen Gruppen und Kreise verstehen sich einladend und begleitend. Die Öffnung nach außen ist programmatisch gewollt und gibt Einblicke in das Selbstverständnis christlichen Miteinanders, das Grundlagen und Werte des Miteinanders vermittelt und lebt.

Geistliche Mitte und gelebter christlicher Glaube im Alltag und Sonntag der Welt von heute spiegeln sich in der Vielfalt der Gemeinde wider.

Der offizielle Name beschreibt die Dimensionen des eigenen Anspruches:

Evangelische:

- Die in Gott gegründete und eingeladene Gemeinde ist selbst konsequent einladende Gemeinschaft unter Gottes Wort.

Kirchen-:

- Die Gemeinde Gerthe bildet einen Teil der „heiligen christlichen Kirche, die die Versammlung aller Gläubigen ist, in der das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente dem Evangelium gemäß gereicht werden“ (Confessio Augustana Artikel 7).

- Sie bietet Gelegenheiten und Orte der Gottesbegegnung.

Gemeinde:

- Die Gemeinde Gerthe eröffnet und schafft vielfältige Möglichkeiten der Begegnung und der Gemeinschaft von Menschen in einer Atmosphäre gegenseitiger Anerkennung und des Respekts unterschiedlicher Gaben, Begabungen und Bedürfnisse.

Gerthe:

- Die Einbindung der Kirchengemeinde in das Gemeinwesen Gerthe spiegelt die grenzüberschreitende Kraft und den Willen sozialdiakonischen Wirkens und Handelns inmitten moderner gesellschaftlicher Prozesse mit all ihren Anforderungen zeitgemäßen Glaubens wider.

In diesem Sinne sind wir

vor ort im bochumer norden

 

 

 

 

In Zukunft werden wir allerdings nicht mehr eigenständig sein

Äußere Gründe (Rückgang der Gemeindemitglieder und Finanzen) haben dazu geführt, dass die Kirchengemeinde Gerthe nicht länger alleine bestehen kann. Ähnlich geht es unserer Nachbargemeinde, der Kirchengemeinde Hiltrop. Beide Gemeinden gehören zu den kleinsten im Kirchenkreis Bochum und werden dauerhaft nicht als Einzelgemeinden existieren können. Aus diesem Grundehaben sich die beiden Gemeinden zum 01.01.2019 zur Evangelischen Kirchengemeinde bochum-nord zusammengeschlossen.

Alle Informationen über diesen Prozess können Sie hier nachlesen.